Start-ups und Konzerne sind zunächst wie zwei unterschiedliche Welten: im Aufbau, in ihrer Struktur und so natürlich auch in ihrem Herangehen ans Recruiting. Die meisten Kandidat*innen, die von Start-up-Unternehmen gesucht werden, sind Tech-Profis. Denn nur gute Entwickler*innen bringen Produktentwicklung und Digitalisierung schnell voran.
Gerade für Start-ups ist es wichtig, die passenden Spezialisten zur richtigen Zeit zu haben, auch im tobenden War for Talents. Um das zu erreichen, haben sie sich einige strukturelle Vorteile im Recruiting zunutze gemacht.
Was genau Start-ups im Recruiting richtig machen und was Konzerne sich von ihnen abschauen können, schauen wir uns einmal an.
Als Konzerne betrachten wir Unternehmen ab einer Größe von etwa 2000 Mitarbeitern. So groß wächst nur, wer ein sicheres und etabliertes Geschäftsmodell hat. Oft stecken bekannte Unternehmensnamen dahinter. Beide Faktoren locken natürlich Fachkräfte an:
Der Name eines Konzerns macht sich hervorragend im Lebenslauf und ein langjährig gewachsenes Business weckt Hoffnung auf einen sicheren Job mit verlässlichem Gehalt.
Großunternehmen haben Planungssicherheit und können Spezialist*innen wie Entwickler*innen oder Consultants auch ohne akuten Bedarf zukunftsorientiert einstellen. Personalentwicklung und Schulungen machen aus Quereinsteigern oder Anfängern die Profis der Zukunft. Das ist langfristig gesehen ein großer Vorteil.
Doch je größer das Unternehmen ist, desto strukturierter und oft festgefahrener sind die Abläufe – auch im Recruiting. Und hier liegt das Dilemma:
Während einerseits Konzernname und Sicherheit locken, verlieren diese Riesen eine große Menge Bewerber*innen während des Prozesses wieder an den Markt und die Konkurrenz. Denn für viele Expert*innen in der IT gilt: lieber den Spatz in der Hand, als die Taube auf dem Dach! Dauern die (Feedback-)Prozesse zu lange, können vielversprechende Kandidat*innen wieder abspringen oder sogar abgeworben werden. Die Stellenbesetzung beginnt von vorne.
Start-ups sind junge Unternehmen, meistens in der Tech-Branche, die sich am Markt noch einen Namen machen müssen. Laut Statista lag 2021 die durchschnittliche Mitarbeiterzahl in Startup-Unternehmen bei knapp 18.
Sich im Aufbau befindend, stehen sie oft vor der Herausforderung, dass sie nur mit ihrer Geschäftsidee, ihrem Auftreten und erst kleineren Erfolgen punkten können. Das gilt nicht nur für die Investorensuche, sondern auch fürs Recruiting.
Gerade Personalressourcen sind für Start-ups aber Gold wert! Denn nur mit den passenden Tech-Skills können sie ihre Geschäftsideen weiter ausbauen.
Dabei können sie Entwickler*innen nicht zukunftsorientiert einstellen, sondern müssen just-in-time agieren, um ihre Investitionen im Rahmen zu halten. Doch wenn morgen der große Auftrag winkt, dann muss auch das Personal schnell verfügbar sein – schon übermorgen ist es zu spät.
Um das zu schaffen, haben sich Start-ups einige Kniffe angeeignet, um Konzernen gegenüber Vorteile im Recruiting zu haben und schnell passende Developer*innen einstellen zu können.
Doch woran genau können sich Großunternehmen hier ein Beispiel nehmen?
Der Erfolg eines jungen Unternehmens hängt unter anderem von der Qualität seiner Tech-Spezialisten ab. Konzerne können einen Fachkräftemangel kurzfristig mit bestehenden Mitarbeitern abdecken, aber Start-ups benötigen dringend versiertes Fachpersonal, um ihre Produkte schnell an den Markt zu bringen und weiterzuentwickeln.
Dadurch sind die Jungunternehmen nicht nur gezwungen in gute Mitarbeiter zu investieren, sondern messen dem Recruiting von Anfang an eine höhere Bedeutung bei. Sie sind bereit, Zeit und Geld in qualitativ hochwertiges und schnelles IT-Recruiting zu investieren.
Gerade an den Markt gegangen sind Start-ups sich des Wettbewerbs und dessen Schnelllebigkeit bewusst. Sie wissen, wie gefragt gute Entwickler*innen sind und dass sich diese nur schwer finden und überzeugen lassen.
Aber nur, wenn sie diese Herausforderung meistern, können sich Start-ups am Markt etablieren. Dabei machen sie sich folgende Herangehensweisen zunutze:
Wer junge, flexible Mitarbeiter*innen mit speziellen Tech-Skills sucht, kommt an modernem Recruiting nicht vorbei:
Um eine Chance am Markt zu haben, müssen die Einstellungsprozesse im Start-up schnell ablaufen.
Das Risiko vielversprechende Kandidat*innen auf dem Weg zwischen Ansprache und Einstellung zu verlieren ist viel zu groß, um hier extra Schleifen einzubauen. Ein schlanker Unternehmensaufbau ist hier vorteilhaft: langwierige Abstimmungsprozesse zwischen Fachabteilung und Entscheidern fallen weg. Der Weg zwischen Produktentwicklung und Management ist kurz, das Go für Bewerber*innen kann schnell gegeben werden. Als Resultat springen weniger Bewerber*innen aufgrund zu langer Feedbackschleifen ab.
Während Konzerne viel Geld in Fachabteilungen für HR und Employer Branding investieren, haben Start-ups diesen Luxus nicht. Es gibt schlicht (noch) nicht genug Arbeitskräfte, Zeit und Geld, als dass sich jemand allein um die Rekrutierung von Fachpersonal kümmern könnte.
Nicht selten ist es die Geschäftsführung, die den Einstellungsprozess von Ansprache bis Vertragsabschluss übernimmt. In ihr vereinen sich Know-how zu gesuchten Skills, Zahlenüberblick und das Gefühl davon, wer auf sozialer Ebene ins Team passt. Sie kennt die Stelle genau und es gehen keine Informationen zwischen den Bereichen Personal, Management und Fachabteilung verloren.
Das Recruiting findet dadurch nicht nur schneller, sondern auch passgenauer statt. Die vielfach empfohlene Einbindung von Fachabteilungen und Spezialist*innen in den Recruitingprozess funktioniert hier ganz automatisch.
Start-Ups machen vor, was am umkämpften Markt für Tech-Profis von Bedeutung ist:
IT-Spezialist*innen ziehen ein modernes Arbeitsumfeld mit kurzen Entscheidungswegen oft den starren Strukturen eines Konzerns vor, um freier arbeiten und ihre Skills besser einbringen zu können.
Start-ups ermöglichen – fordern geradezu – den Blick über den Tellerrand hinaus und versprechen ein vielseitiges, verantwortungsvolles Tätigkeitsgebiet für Tech-Spezialisten.
Großunternehmen sollten sich von diesen schlanken Prozessen und der Kreativität eine Scheibe abschneiden, denn ein Markenname allein verliert auf dem zunehmen knappen Fachkräftemarkt über kurz oder lang an Bedeutung. Und gerade vor diesem Hintergrund ist es wichtig, das Recruiting neu zu denken!