Wenn du über drei Jahre Mitarbeitender einer Firma bist, innerhalb deiner Position immer mehr Verantwortung übernimmst und dich weiterbildest, sollte die letzte Gehaltsanpassung nicht zu lange her sein.
Bei längeren Arbeitsverhältnissen ergibt sich die Frage nach dem höheren Gehalt auch ohne steigende Qualifikation: steigende Preise und höhere Lebenshaltungskosten machen den sogenannten Inflationsausgleich notwendig.
In der Theorie nachvollziehbar, in der Praxis leider nicht Realität. Laut dem Personaldienstleister Robert Half sind nur 10 % der Gehaltserhöhungen auf die Beschäftigungsdauer, zusätzliche Aufgaben oder erreichen der Ziele zurückzuführen. Dagegen gaben über 18 % der über 1.000 befragten Arbeitnehmer an, eine Gehaltserhöhung zwischen 5 % – 20 % durch einen Jobwechsel erreicht zu haben.
Warum ein Jobwechsel der Schlüssel zur nächsten Karriere- und Gehaltsstufe sein kann, hat mit dem Wert deiner Arbeitskraft zu tun.
Eine Studie mit dem passenden Titel: “Human Capital at Work: The Value of Experience” sieht die Chancen auf höheres Gehalt mit zunehmender Qualifikation steigen. Wer sich mehr traut, kann auch mehr gewinnen. Wenn du in einer neuen Stelle mehr Verantwortung übernimmst und neue Fähigkeiten erlernen kannst, solltest du auch mit einem deutlich höheren Gehalt rechnen. Dabei musst du vor allem bereit sein, Neues zu lernen. Von 25 % bis zu 45 % der geforderten Fähigkeiten werden von neuen Mitarbeitern meist noch gar nicht beherrscht. Es geht also nicht darum, was du schon kannst, sondern was du noch lernen willst.
Den Schritt zu wagen und seinen Job zu wechseln dagegen fällt nicht jedem leicht. Der durchschnittliche Arbeitnehmer wechselt in einer Zeitspanne von zehn Jahren zwei bis viermal den Job. Die, die sich öfter trauen, nämlich rund fünf Wechsel in einem Jahrzehnt hinlegen, können auch mit einem höheren Gehaltssprung rechnen. Zwischen 30 % und 45 % mehr Gehalt durch den Jobwechsel sind dann nicht unwahrscheinlich.
Der Wechsel allein fördert nicht das höhere Gehalt.
Es zählen die Rahmenbedingungen der neuen Position. Ist die neue Stelle ein Aufstieg und man übernimmt Personal- und Budgetverantwortung, kann es je nach Branche und Position bis zu 20 % mehr Jahresgehalt geben. Der Arbeitgeberwechsel in gleicher Position kann zu einer Steigerung von bis zu 10 % einhergehen. Wirst du sogar durch einen Headhunter abgeworben, sind zu 20 % mehr Gehalt als Motivation für den Wechsel drin. Doch auch als Quereinsteiger ist eine Steigerung des Gehalts um bis zu 10 % möglich.
Denn viele Arbeitnehmer nutzen den Jobwechsel als Basis für Weiterentwicklung und nutzen strategisch die Vorteile eines neuen Umfeldes aus, um sich langfristig besser aufzustellen. So kannst du auch bewusst auf eine Stelle mit zunächst niedrigerem Gehalt eingehen, die erlernten Fähigkeiten aber dafür nutzen, später eine deutlich bessere Gehaltsentwicklungen zu erwarten. Seine eigene Arbeitskraft und Fähigkeit richtig einschätzen zu können, ist die Grundvoraussetzung für einen erfolgreichen Jobwechsel.
Wenn du denkst, deine Leistung ist nicht entsprechend vergütet, sollte es jedoch nicht ohne Rücksprache einfach zum nächsten Arbeitgeber gehen. Kommunikation und Reflexion sind die wichtigen Blickwinkel, um sein eigenes Können einschätzen zu können. Ein offenes Gespräch mit dem derzeitigen Arbeitgeber kann Augen öffnen, und zwar nicht immer nur die eigenen. Welche Fähigkeiten sind in deiner Branche gefragt? Welche andere Stelle hat deine Aufmerksamkeit erregt und warum? Wohin möchtest du dich langfristig entwickeln?
All diese Fragen klären die Aufstiegschancen in deiner derzeitigen Position und machen deinem Arbeitgeber deutlich, wohin du dich bewegst. Denn fähige Fachkräfte sind rar und eine Anpassung der Konditionen kann auch durch ein Gespräch erfolgen, ohne das einen Wechsel bedarf. Ein Wechsel sollte also gut überlegt und realistisch geplant sein. Dann kann er Wunder bewirken und neue Perspektiven eröffnen.