Wir schauen auf den 15. April 2020. Die Corona-Krise hat Deutschland erreicht und mit ihr ein Stillstand des öffentlichen Lebens. Zu diesem Zeitpunkt arbeiten, laut einer Studie der Hans Böckler Stiftung 27 % der Beschäftigten im Homeoffice.
Was die Digitalisierung in den vorherigen Jahren nicht geschafft hat, scheint nicht nur möglich, sondern auch eine echtes Neudenken des Arbeitsalltags mit sich zu bringen. Eine softgarden Umfrage von 2021 zeigt, dass 81% der Beschäftigten die Homeoffice Tage gern weiterhin in Anspruch nehmen möchten. Ein Wandel der Arbeitswelt also? Homeoffice eröffnet neue Möglichkeiten und stellt gleichzeitig hohe Anforderungen an Unternehmen.
Viele Arbeitnehmer haben sich an die Autonomie im Homeoffice gewöhnt und wollen die gewonnene Flexibilität ungern aufgeben. Doch viele Unternehmen sind sich unsicher, große Tech-Konzerne fordern ihre Mitarbeiter wieder ins Büro zurück. Google, Apple und Co. leben unterschiedliche Modelle. Google strebt nach einem Hybridmodell, Apple möchte am liebsten alle Mitarbeitenden wieder im Office sehen.
Keine Entscheidung lässt sich grundsätzlich ablehnen oder befürworten. Es ist ein Abwägen von Möglichkeiten, Vorteilen und Hindernissen.
Die Vorteile des Homeoffice
Einer der ersten und offensichtlichsten Argumente für die Arbeit in den eigenen vier Wänden ist die Ersparnis von Zeit und Fahrkosten. Nie wieder in der Rushhour durch die Stadt quälen, keine nervige Parkplatzsuche oder verspäteten oder ausgefallenen Bahnen, in denen man wie Sardinen steht und sich durch Bahnhöfe schiebt.
Das führt nicht nur zur Entlastung der Straßen, sondern ist auch ein kleines Plus fürs Klima.
Im Homeoffice lässt sich der eigene Biorhythmus viel besser berücksichtigen. Wer morgens um 09:00 Uhr fit ist, muss sich kaum umstellen und wer erst ab 16:00 Uhr wirklich produktiv arbeiten kann, hat im Homeoffice die beste Möglichkeit auch danach zu arbeiten.
Vorausgesetzt, es geschieht nach Absprache mit den Kollegen, denn zu wichtigen Online-Meetings sollte man anwesend sein.
Je nach Branche und Beruf kann man eben nicht mal so in Jogginghose ins Büro. Der Dresscode im Homeoffice dagegen richtet sich ganz nach der eigenen Bequemlichkeit. Morgens nicht noch lange überlegen müssen, was man anzieht, hat auch was für sich.
Es ist jedoch auch belegt, dass die eigene Kleidung zumindest unterbewusst das Verhalten, zum Beispiel Kunden gegenüber, beeinflusst.
Daher sollte man sich hier auf seine Produktivität konzentrieren. Kann ich in Badehose im Garten wirklich so produktiv arbeiten?
Letztlich geht es auch bei der Wahl des Arbeitsplatzes und der Kleidung darum, möglichst produktiv und konzentriert arbeiten zu können. Ein ruhiger Arbeitsbereich oder Zimmer sollte man sich auch hier fest einrichten.
Die Kollegen kommen für ein kurzes Gespräch ins Büro, ein anderer fragt nach der Kaffeepause. Im Büro gibt es viele Ablenkungen, die sich im Homeoffice vermeiden lassen.
Die Anforderungen an die Selbstdisziplin und Organisation sind vielleicht höher als im Büro, doch eine Studie der kalifornischen Stanford Universität untersuchte die Produktivität von 500 Mitarbeitern einer chinesischen Reiseagentur. Die eine Gruppe absolvierte ihre Aufgaben im Homeoffice, die andere Gruppe im Büro. Das Ergebnis: die Mitarbeitenden im Homeoffice waren im Durchschnitt 13 % produktiver.
Denn sie arbeiteten nicht nur die angegebene Stunden, sondern investierten noch mehr Zeit. Außerdem machten die Mitarbeitenden im Homeoffice kürzere Pausen und nahmen sich weniger häufig frei. Nach eigener Aussage konnten sich diejenigen im Homeoffice besser konzentrieren und somit produktiver arbeiten.
Ein Unternehmen welches dem mobilen Arbeiten offen gegenüber steht, bietet Bewerbern einen höheren Anreiz und besonders für qualifizierte Fachkräfte kann das den Unterschied machen.
Arbeiten die Mitarbeitenden von zuhause spart es dem Unternehmen ebenso Fixkosten wie Strom. Das mag nicht den großen Unterschied machen, in der Masse macht es aber schon einen Unterschied, ob alle Kollegen immer im Büro sind oder eben nur zwei bis drei Tage.
Spätestens beim Kaffee und Wasserverbrauch wird es auch im Alltag auffallen.
Neben den genannten Vorteilen bringt mobiles Arbeiten bei weitem nicht nur Vorteile mit sich.
Jeder, der Kinder hat, wird an der ein oder anderen Stelle geschmunzelt haben. Weniger Ablenkung und mehr Produktivität bietet Homeoffice, nämlich längst nicht für jeden.
Wer Angehörige pflegen oder Kinder betreuen muss, steht vor ganz anderen Herausforderungen.
Hier ist Organisation da A und O. Sonst entwickelt sich das Arbeiten Zuhause ganz schnell zum Nachteil. Hier empfiehlt sich genau abzuwägen, ob und wann ein Bürotag nicht sinnvoller wäre, beispielsweise bei wichtigen Meetings oder Kundengesprächen, die Vorbereitung brauchen.
Wo und wie man arbeiten kann und möchte hängt daher nicht immer nur mit dem Job zusammen. Für viele Arbeitnehmer ist in der aktuellen Situation ein Hybridmodell eine willkommene Zwischenlösung.
Man genießt an gewissen Tagen die Flexibilität im Homeoffice, hat aber gleichzeitig feste Tage im Büro, die man vorher fest planen kann.